Poesie

Freitag, 5. Juni 2009

Lieblingsgedicht 3

Eduard Mörike

Abschied

Unangeklopft ein Herr tritt abends bei mir ein:
"Ich habe die Ehr', Ihr Rezensent zu sein."
Sofort nimmt er das Licht in die Hand,
Besieht lang meinen Schatten an der Wand,
Rückt nah und fern: "Nun, lieber junger Mann,
Sehn Sie doch gefälligst mal Ihre Nas' so von der Seite an!
Sie geben zu, daß das ein Auswuchs is."
- Das? Alle Wetter - gewiß!
Ei Hasen! ich dachte nicht,
All mein Lebtage nicht,
Daß ich so eine Weltsnase führt' im Gesicht!!
Der Mann sprach noch verschiednes hin und her,
Ich weiß, auf meine Ehre, nicht mehr;
Meinte vielleicht, ich sollt' ihm beichten.
Zuletzt stand er auf; ich tat ihm leuchten.
Wie wir nun an der Treppe sind,
Da geb' ich ihm, ganz froh gesinnt,
Einen kleinen Tritt
Nur so von hinten aufs Gesäße mit -
Alle Hagel! ward das ein Gerumpel,
Ein Gepurzel, ein Gehumpel!
Dergleichen hab' ich nie gesehn,
All mein Lebtage nicht gesehn,
Einen Menschen so rasch die Trepp' hinabgehn!

Lieblingsgedicht 3

Eduard Mörike Abschied Unangekl opft ein Herr tritt abends bei mir ein: "Ich habe die Ehr', Ihr Rezensent zu sein." Sofort nimmt er das Licht in die Hand, Besieht lang meinen Schatten an der Wand, Rückt nah und fern: "Nun, lieber junger Mann, Sehn Sie...
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Donnerstag, 4. Oktober 2007

Lieblingsgedicht 2

Paul Fleming

An sich

Sei dennoch unverzagt, gib dennoch unverloren,
Weich keinem Glücke nicht, steh höher als der Neid,
Vergnüge dich an dir und acht es für kein Leid,
Hat sich gleich wider dich Glück, Ort und Zeit verschworen.

Was dich betrübt und labt, halt alles für erkoren,
Nimm dein Verhängnis an, lass alles unbereut.
Tu, was getan muss sein, und eh man dir's gebeut.
Was du noch hoffen kannst, das wird noch stets geboren.

Was klagt, was lobt man doch? Sein Unglück und sein Glücke
Ist ihm ein jeder selbst. Schau alle Sachen an:
Dies alles ist in dir. Lass deinen eitlen Wahn,

Und eh du förder gehst, so geh in dich zurücke.
Wer sein selbst Meister ist und sich beherrschen kann,
Dem ist die weite Welt und alles untertan.

Lieblingsgedicht 2

Paul Fleming An sich Sei dennoch unverzagt, gib dennoch unverloren, Weich keinem Glücke nicht, steh höher als der Neid, Vergnüge dich an dir und acht es für kein Leid, Hat sich gleich wider dich Glück, Ort und Zeit verschworen. Was dich betrübt und...
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Dienstag, 11. September 2007

Lieblingsgedicht

Oskar Loerke

Ans Meer

Der Nebel reißt, der albisch kroch
Aus meinem Blut zum Totenfeld
Ein Morgen scheint ins Wolkenloch
Hoch auf die Welt.

Das Leben kommt von weitem her
Und es geschieht, was einst geschah?
Mit ihrer Wäsche fährt ans Meer
Nausikaa.

Ein Weg weist nach Byzanz und Rom
Für mich betritt ihn der Barbar
Im Stein verwittert schon am Dom
Sein Mund, sein Haar.

Doch wann bin ich? Der Morgen währt
Ein Rauschen ruft, ein Meer ist nah
Ans Meer mit ihrer Wäsche fährt
Nausikaa.

Lieblingsgedicht

Oskar Loerke Ans Meer Der Nebel reißt, der albisch kroch Aus meinem Blut zum Totenfeld Ein Morgen scheint ins Wolkenloch Hoch auf die Welt. Das Leben kommt von weitem her Und es geschieht, was einst geschah? Mit ihrer Wäsche fährt ans Meer Nausikaa. Ein...
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