Freitag, 5. Juni 2009

Lieblingsgedicht 3

Eduard Mörike

Abschied

Unangeklopft ein Herr tritt abends bei mir ein:
"Ich habe die Ehr', Ihr Rezensent zu sein."
Sofort nimmt er das Licht in die Hand,
Besieht lang meinen Schatten an der Wand,
Rückt nah und fern: "Nun, lieber junger Mann,
Sehn Sie doch gefälligst mal Ihre Nas' so von der Seite an!
Sie geben zu, daß das ein Auswuchs is."
- Das? Alle Wetter - gewiß!
Ei Hasen! ich dachte nicht,
All mein Lebtage nicht,
Daß ich so eine Weltsnase führt' im Gesicht!!
Der Mann sprach noch verschiednes hin und her,
Ich weiß, auf meine Ehre, nicht mehr;
Meinte vielleicht, ich sollt' ihm beichten.
Zuletzt stand er auf; ich tat ihm leuchten.
Wie wir nun an der Treppe sind,
Da geb' ich ihm, ganz froh gesinnt,
Einen kleinen Tritt
Nur so von hinten aufs Gesäße mit -
Alle Hagel! ward das ein Gerumpel,
Ein Gepurzel, ein Gehumpel!
Dergleichen hab' ich nie gesehn,
All mein Lebtage nicht gesehn,
Einen Menschen so rasch die Trepp' hinabgehn!

Lieblingsgedicht 3

Eduard Mörike Abschied Unangekl opft ein Herr tritt abends bei mir ein: "Ich habe die Ehr', Ihr Rezensent zu sein." Sofort nimmt er das Licht in die Hand, Besieht lang meinen Schatten an der Wand, Rückt nah und fern: "Nun, lieber junger Mann, Sehn Sie...
Weiterlesen: Lieblingsgedicht 3
-->

Aktuelle Beiträge

Meinung 1
Das Gerede von der transnationalen Vereinigung in Abhängigkeit...
reyko56 - 12. September, 10:37
Lieblingsgedicht 3
Eduard Mörike Abschied Unangekl opft ein Herr tritt...
reyko56 - 5. Juni, 13:17

Suche

 

Status

Online seit 6074 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 12. September, 10:41

Credits


Aus meinem Schatzkästlein
Film und Fernsehen
Jugend und Alter
Leben
Lesewelt
Poesie
Zeit und Raum
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren